Die Säule - das griechische Maß der Dinge

Die Säule - das griechische Maß der Dinge (1600 - 350 v.C.)

Auf dem europäischen Festland hatte sich um 1600 v.C. die mykenische Kultur zur Blüte entwickelt, strahlte bis auf die Insel Kreta aus, auf welcher die Mythologie den König Minos beheimatete. In diesen mykenisch-minoischen Vorgängern wurzelte die Hochkultur der Hellenen. Ab 1200 v.C. schwang sich Griechenland (gr. Hellas) zum Impulsgeber für die Entwicklung der Demokratie und Baukunst auf.

Wie sehr die gesellschaftliche Neuerung die Architektur beinflusste, wird deutlich an der Ausbreitung von profanen Bauten. Statt der bis dahin üblichen Tempel und Paläste entwarfen die Baumeister nun auch Versammlungshallen und Rathäuser, Theater und Gymnasien (damals Sportanlagen). Vermögende und einflussreiche Privatleute ließen sich Stadthäuser und Landsitze bauen, bestellten Mausoleen.

Und natürlich gehörte die Säule zum guten Ton. Der Schaft griechischer Säulen besaß grundsätzlich Kanelluren (Längsrillen) und war meist aus mehreren Stücken (Trommeln) zusammengesetzt. Säulenreihen schlossen die Baumeister mit einer geraden Überdeckung ab: waagerechten Balken (Architrav), oft mit Friesen geschmückt.

Die dorische Säule (ab 7. Jh. V.C.), die früheste und gedrungenste der griechischen Stützen, hatte keine Basis (Säulenfuß). Ihr kannelierter Schaft verengte sich nach oben und schwoll zur Mitte hin leicht an (Entasis), womit die Steinmetze ihn weniger starr wirken ließen und eine Reaktion auf den Druck der getragenen Last vortäuschten. Das Kapitell bestand aus einem wulstförmigen Kissen (Echinus) und einer meist quadratischen Deckplatte (Abkakus).

Darauf ruhten die verzierten Balken, welche bei größeren Bauten einen Giebel trugen. Deutlich anmutiger zeigte sich gut 200 Jahre später die ionische Säule: Deutlich schlanker als ihre Vorgängerin, stand sie nun auf einer Basis. Ihr Schaft wies 20 bis 24 Kanelluren auf, welche nun durch kleine Stege voneinander abgesetzt waren.

Das typisch ionische Kapitell zeigt zwei schneckenartige Formelemente (Voluten), auf denen bei Säulenbauten der Architrav ruhte - dieser bestand inzwischen aus drei übereinanderliegenden Balken, das Fries darüber wurde gern mit Reliefs geschmückt. Weitere 400 Jahre später war die korinthische Säule en vogue - noch schlanker als die Ionierin und mit viel reicher verziertem Säulenkopf.

Die Kapitelle wurden extrem detailreich angelegt und kunstvoll ausgearbeitet. Zum prägenden Formelement wurden die Blätter des Akanthus. Der dorische, ionische und korinthische Stil sind drei der fünf klassischen Säulenordnungen. Die nachfolgende Hochkultur der Römer fügte die beiden anderen hinzu: die toskanische und Kompositordnung.